Abwarten und Tee trinken – Leben auf der Stopptaste
Ich lasse kaltes, verkalktes Wasser in den Wasserkocher laufen und aktualisiere zum wiederholten Mal mein E-Mail-Postfach. Ohne Erfolg, wie die letzten Tage dieser ellenlangen Woche auch schon. Die gesamte letzte Woche habe ich umsonst gewartet. Ich warte auf diese eine E-Mail. Bevor ich sie bekommen habe, ruht sich mein Leben auf der Stopptaste aus. Ich bin Gefangene einer Warteschleife, mit der Hoffnung auf Antworten.
Ungeduld macht Abwarten noch schwerer
Also mache ich den Wasserkocher an, der gute fünf Minuten braucht, bevor das Wasser die 100 Grad erreicht. Ich bin im Allgemeinen keine geduldige Person. Das macht es mir noch schwerer, die Zeit abzusitzen. Zu oft laufe ich zwei Schritte vor den anderen, weil ich kein Halten kenne. Ich vermeide es zu Stoßzeiten unterwegs zu sein und wie sehr ich Konzerte liebe, könnte ich auf das lange Anstehen im Voraus verzichten.
Doch wie sehr ich auch versuche, effizient und ohne Abwarten durch den Alltag zu kommen, reicht es schon aus, sich mit Freunden zu verabreden. Denn in der Regel ist nie jemand pünktlich. Die Rekordzeit, die ich mal auf Freunde gewartet habe, war über eine Stunde vor einem Laden, indem wir Essen gehen wollten. Nach diesem Tag habe ich meine Pünktlichkeit an den Nagel gehangen. Der Vorteil am Zuspätkommen ist schlichtweg, dass man nicht mehr auf jemand anderen warten muss. In meiner Freundesgruppe ist man damit jedenfalls besser aufgehoben. (Es sei denn, man wettet um Wodkashots, dann stehen alle zwei Stunden zu früh vor der Haustür.)
Aber jedes Abwarten findet irgendwann sein Ende. Spielt erstmal die Band, sind die zwei Stunden und die Umbaupause davor, wie weggewischt und in dem Moment, wo meine Freunde mit guter Laune um die Ecke kommen, schwindet meine Ungeduld.
Wann hat mein Warten ein Ende?
Ich hole meine Lieblingstasse und den schwarzen Tee aus dem Schrank. Dabei sehe ich, dass mein Bildschirm aufleuchtet. Das Gmail Symbol lässt meinen Puls schneller werden. Eine Sekunde später, sinke ich wieder enttäuscht in mich zusammen, da natürlich nicht die E-Mail angekommen ist, auf die ich gewartet habe.
Mein Warten ist also immer noch nicht vorbei. Mittlerweile ist es Freitagnachmittag und damit Wochenende. Dementsprechend geht meine lebensverändernde Antwort wohl gerade in den Feierabend. Meine Anspannung jedoch nicht. Dieses Warten macht, dass ich die Zeit nur noch vorspulen möchte. Da das nicht geht, betäube ich mich mit Serien, Büchern, Aufräumen. Bloß nicht zu viel darüber nachdenken, bringt jetzt sowieso nichts mehr. Zumindest habe ich das nach Tag drei beschlossen, denn meine Entscheidung habe ich schon vor sechs Wochen getroffen. Mir ist vollkommen klar, wohin ich will. Nur liegt das endgültige „Ja“ oder „Nein“ nicht mehr in meiner Hand.
Sagt man nicht, dass Dinge dann passieren, wenn man sie am wenigsten erwartet? Vielleicht ist das mein Fehler. Vielleicht sollte ich aufhören alle paar Minuten erwartungsvoll auf mein Handy zu starren. Wahrscheinlich kann ich machen, was ich will. Mir eine Antwort herbeiwünschen oder versuchen es zu vergessen. Letztendlich wird die E-Mail nicht schneller oder langsamer ankommen. (Obwohl sie eindeutig zu langsamer tendiert.)
Immerhin kocht jetzt endlich das Wasser und ich kann mir den nächsten Tee aufbrühen.
Hast Du auch schon einmal auf etwas Wichtiges lange warten müssen? Wie schlägst Du die Zeit tot? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen. Mir stehen immerhin noch ein paar Tage des Wartens bevor.
Manchmal wartet man darauf das etwas passiert und manchmal ist man so überrumpelt von Veränderungen, dass man gar nicht weiß, wie man mit ihnen umgehen soll. Meine Gedanken dazu findest Du hier.
Ein Kommentar
Angelina
Ich warte auch seid geraumer Zeit sehnsüchtig auf eine Nachricht oder e Mail.
Aber ich versuche es so zu sehen, das alles seine Zeit hat und wenn der Richtige Zeitpunkt gekommen ist, bekommt man auch die Nachricht. Dann geht alles ganz leicht und gut von der Hand, ohne zu viel Anstrengungen oder Sorgen. Eine positive Aussrichtung auf das was in unser Leben treten soll mit guten Absichten fördern das gewünschte Ziel!