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Mein erstes Semester – Wenn Uni überall ist, nur nicht in der Uni

Studium. Endlich selbstständig sein, nur noch das Lernen, was man möchte und neue Leute kennenlernen. Ein neuer Lebensabschnitt eben, der Freiheit und Spaß verspricht. Das war zumindest meine Vorstellung vom Studieren. Das aufgrund der Pandemie alles anders verlaufen würde, war mir nach meinem geplatzten Abiball und Auslandsjahr schon klar. Doch wie anders war mein erstes Semester wirklich, und haben sich zumindest ein paar Sachen meiner Vorstellung erfüllt? Das halbe Jahr ist immerhin trotz aller Hoch- und Tiefpunkte auch schon wieder vorbei und bald darf ich mich nicht mehr als Ersti bezeichnen.

Ein ahnungsloser, aber vielversprechender Anfang

Zunächst einmal zogen sich die Wochen bis Oktober und es so weit war, dass ich meinen Studienplatz sicherhatte. Dabei verlief der Anfang des Studiums ahnungsloser und überfordernder ab, als ich es erwartet hätte. Anträge überhäuften mich. Bafög, Mietvertrag, Einwohnermeldeamt. Erst vor wenigen Tagen habe ich den allerletzten Brief weggeschickt. Was das Thema Selbstständigkeit angeht, bekommt meine Vorstellung zumindest in diesem Aspekt schon mal eine hohe Punktzahl.

Auch der Start des ersten Semesters schien verheißungsvoll. Der Fachschaftsrat meines Studiengangs gab sich Mühe, die Einführungswoche bestmöglich zu gestalten und so mussten wir nicht auf ein paar Kennlernspiele, einen Stadtrundgang oder eine Kneipentour verzichten. Auch die Professoren und Dozenten begrüßten uns bei einer Einführungsveranstaltung, die in einem Hörsaal der Universität stattfand. Auch, wenn ich es damals schon geahnt habe, war das tatsächlich auch das erste und letzte Mal, dass ich in einem der Säle saß. So wurde uns am Anfang zwar noch möglicher Präsenzunterricht versprochen, doch in der zweiten Vorlesungswoche stellte die Uni schon jeglichen Unterricht wieder auf Onlinelehre um.

Alles Online

Bevor mein Unialltag also überhaupt begann, brach die Idealvorstellung schon in sich zusammen. Nach der Einführungswoche redete ich mit Kommilitonen und Dozenten nur noch über einen Bildschirm von meiner Wohnung aus und die Räume der Universität wurden langsam zu einer wagen Erinnerung. Zumindest lief der Unterricht im Onlinemodus nach ein bisschen Eingewöhnungszeit reibungslos ab und man gewöhnte sich an das Format.

Für die Vorlesungswochen bedeutete das aber auch, dass ich von nun an innerhalb meiner vier Wände nur noch vor dem Computer saß. Aufstehen, Laptop anschalten. Laptop ausschalten, Hinlegen. Viereckige Augen könnten in der Pandemie noch echt ein Ding werden. Wo früher noch von zu viel Konsum vor dem Bildschirm abgeraten wurde, war der Bildschirm nun mein Alltag. Wortwörtlich hatte ich ständig alle möglichen Tabs gleichzeitig offen. Selbst am Unisport nahm ich über das Internet teil.

Auch außerhalb der Vorlesungen hielt ich den Kontakt zu anderen Kommilitonen nur über das Internet. Manche von ihnen hatte ich zumindest in der Einführungswoche mal gesehen, andere lernte ich erst digital kennen.
Nach nur wenigen Vorlesungswochen beschloss Sachsen schließlich wieder einen Lockdown, der Monate andauern sollte und so fuhr ich zurück zu meiner Familie nach Hause. Schließlich geht in diesen Zeiten Uni von überall, außer in der Uni.

Ohne Pause

Dadurch das man sich viele Vorlesungen online anhören kann, ohne an eine Zeit gebunden zu sein, fiel es mir schwer eine Alltagsstruktur aufrechtzuerhalten. Ich konnte den ganzen Tag etwas für die Uni machen oder eben auch gar nichts. Egal ob Wochentag oder Wochenende. Da man alles von Zuhause aus machte, fehlte auch eine örtliche Trennung. Man hatte nie das Gefühl, dass man jetzt in die Uni geht, um produktiv zu sein und sich dann wieder Zuhause angekommen, auch mal entspannen kann. Alles verschwamm in einen Einheitsbrei. So verflüchtigte sich meine übermäßige Motivation nach kurzer Zeit. Doch ich machte weiter, bis dann auch schon die Prüfungen anstanden. Die fanden genauso Online statt, wie alles andere auch und danach wurde man mit Semesterferien im Lockdown in denselben Wänden belohnt, die man die letzten zwölf Wochen davor schon angestarrt hat.

Das erste Semester ging damit schleppend, wie schnell rum und Onlinelehre funktionierte gut, genauso wie sie ermüdend war. Das Semester fand nicht unter traumhaften Umständen statt und trotzdem habe ich versucht weitestgehend das Bestmögliche daraus zu machen. Letztendlich bin ich mir trotz manchmal mangelnder Motivation immer noch sicher, dass ich mit meinem Studienfach sehr zufrieden bin und uns auch die Lehrenden unterstützen, wie sie nur können.

Und wie geht`s weiter?

An der Art wie Studium momentan stattfindet, wird sich auch nichts im zweiten Semester ändern. Die Vorstellung in einem der großen Vorlesungsräume zu sitzen und mich danach noch mit Kommilitonen unterhalten zu können, kommt mir kaum noch in den Sinn. Ich mache gerne Witze darüber, dass ich die Uni das nächste Mal betreten werde, wenn ich meine Bachelorarbeit abgebe – aber hoffen tue ich natürlich, dass das nicht eintritt.
Fakt ist aber, dass ich, wenn wir wieder Präsenzunterricht haben, die Uni wie ein Studierender im Erstsemester betreten werde, weil ich noch immer keine Ahnung habe, wo sich welche Räume befinden.

Trotzdem bin ich schon jetzt etwas Ahnungsloser als noch vor einem halben Jahr und freue mich darauf, neue Kurse mit Freunden zu besuchen. Auch, wenn das Alles nur online stattfindet. Das Wichtigste im neuen Semester wird für mich sein, mehr Struktur in meinen Alltag zu bekommen, damit ich nachmittags den Laptop auch mal mit gutem Gewissen zuklappen kann. Und während wir viel erprobter das zweite Semester Online durchführen, steigt die Vorfreude auf Präsenzunterricht.

Wie geht es dir mit dem Online Studium? Teile gerne in den Kommentaren deine Erfahrungen.

Mehr über den Anfang meines Studiums findest Du hier.

Ahnungslose Abenteuer im Erstsemester – Teil 1

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