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12 Jahre Schule wie ein Wimpernschlag

Zwölf Jahre Schule liegen hinter mir. Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Eine Zeit, die bis jetzt den längsten Abschnitt meines bisherigen Lebens ausgemacht hat. Eine Zeit, die jetzt vorbei ist. Abgeschlossen. Vergangen, in der Schnelle eines Wimpernschlags. So kommt es mir zumindest gerade vor. Zwölf prägende Jahre eingeschmolzen in eine einzige Sekunde. Zwölf Jahre, in denen ich auf den heutigen Moment hingearbeitet habe. Mit dem heutigen Tag ist es vollbracht und ich werde mein Abitur in den Händen halten.

War ich nicht eben noch…

So wirklich habe ich das noch nicht realisiert. War ich nicht eben noch das Kind, dass in der 6. Klasse das erste Mal die Abitur Zeugnisausgabe der Zwölftklässler beobachten durfte? Voller Erwartung, dort selber einmal stehen zu dürfen und ohne zu wissen, was das Abitur überhaupt sein soll. Oder war ich nicht eher vor kurzem noch das kleine Mädchen in der Grundschule, für das 18-jährige Schüler, wie mitten im Leben stehende Erwachsene vorkamen, die genau wissen, welche Richtung ihr Leben einschlagen soll. Das alles bin ich wohl nicht mehr. Das war ich einmal. Kindisch, verträumt und unsicher.

Und jetzt? Jetzt, bin ich das bestimmt immer irgendwo noch alles, nur mit 12 Jahren mehr Erfahrung. Dass der Abschluss dieses Lebensabschnitts jetzt so zum Greifen nah scheint, macht es leicht zu denken, er wäre innerhalb Augenblicke gekommen. Aber der Schein trügt. Die Schulzeit war kein Kinderspiel. Das war sie schon in der Grundschule weniger, als sie es für ein Kind hätte sein dürfen.

Aller Anfang ist Schwer

Hilfe, wie habe ich Lesen gehasst. Und mit Diktaten konnte man mich jagen sowie gelegentliche Wutausbrüche erzeugen. Wo andere Schüler mit Freude ihre Fibel auspackten, warf ich sie lieber quer durch den Klassenraum, den Jungs, die ich nicht ausstehen konnte, gegen den Kopf. Aller Anfang ist schwer, was? Und irgendwo bin ich auch froh, dass er schwer für mich war. Denn so lernte ich mich bergauf zu kämpfen, mich zu verbessern und meinen Ehrgeiz zu entdecken. Dadurch ging es für mich, nach der ersten Klasse nur noch in Richtung hoch hinaus. Ende der dritten Klasse fand ich sogar meinen Frieden mit dem Lesen und fing an ein Buch nach dem anderen in mich hinein zu verschlingen. Das führte wiederrum dazu, dass ich die Harry Potter Bände in unserem Bücherregal fand und jetzt mehr Fanartikel besitze, als gut für mich ist.

Wer hätte gedacht, dass aus mir mal so ein Bücherwurm werden würde? Und das Ganze steigerte sich noch als ich im Gymnasium Teil der Lese AG wurde, die zu der Zeit zu der deutschen Jugendliteraturjury gehörte. Was wiederrum bedeutete, neuerschiene Bücher im Überfluss lesen zu dürfen. Bücher waren wohl zunächst auch erstmal die beste Gesellschaft, die ich in der neuen Schule fand.

Aller Anfang ist schwer trifft wohl genauso auf die fünfte wie erste Klasse zu. Doch davon sollte man sich nie zu sehr verunsichern lassen. Auf jeden schlechten Tag folgten zwei gute in den Jahren danach – dass weiß ich jetzt. Nachdem ich in eine andere Klasse wechselte, lernte ich schnell, dass man nun mal nicht immer automatisch mit Leuten zusammenfindet, mit denen man sich wirklich gut versteht, die einen akzeptieren und schätzen. Eine schwere Lektion, die ich aber bis heute in meinem Herzen trage. Seitdem gibt es kaum etwas, was ich mehr schätze als wahre Freunde. Und davon fand ich in der weiteren Schulzeit mehr, als ich damals erträumt hätte.

In Allem eine wirklich gute Zeit

So muss ich sagen, dass die Schulzeit trotz einiger schweren Zeiten, wirklich gut zu mir war. Viel habe ich durch sie erlebt – seien es die Klassenfahrten oder die kleinen witzigen Anekdoten aus dem Unterricht. Durch sie habe ich aber vor allem ein paar meiner wichtigsten Freunde kennengelernt mit denen ich im Unterricht, natürlich wenn der Lehrer nicht hinsah mehr Mist angestellt habe, als man uns kleinen Streberinnen zugetraut hätte. Genauso wie ich wirklich viel Spaß während der Zeit hatte, war sie aber auch mit wirklich viel Stress verbunden. Eine Klausur nach der Nächsten – selbstaufgezwungener Leistungsdruck inklusive – jagten einen von Zeugnis zu Zeugnis. Im Nachhinein fragt man sich da schon manchmal wozu das Ganze, wenn im Endeffekt nur das Zeugnis der Oberstufe zählt.

Die Prüfungszeiten werde ich nun wirklich nicht vermissen. Doch aber die Schule. Schule, ohne Noten und Prüfungen. Einfach das Miteinander, Lehrer und Mitschüler. Denn ich frage mich schon, wie ich das Studium ohne meine Banknachbarin überleben soll. Wie es in Zukunft sein wird nicht mehr jeden zu kennen und nur ein Studierender von vielen zu sein.

Doch die Schulzeit ist jetzt vorbei

Doch egal wie sehr ich die Zeit vermissen werde, laufe ich schon jetzt durch unser Schulgebäude und fühle mich nicht mehr dazugehörig. Die Zeit ist einfach vorbei. Mit allen guten und schlechten Seiten und das ist auch vollkommen okay. Zwar ein bisschen traurig, aber ich weiß, dass ich kein Jahr länger in der Schule ausgehalten hätte.

Der Lebensabschnitt fühlt sich überfällig an, selbst wenn der Neue noch verunsichernd unklar wirkt. Die wichtigsten Freunde, Erinnerungen und Lektionen aus der Schulzeit werden für immer bleiben und für jede einzelne davon bin ich unglaublich dankbar. Sie werden mich begleiten und mein Ausgangsich bestimmen, das nun in einen neuen Lebensabschnitt übertritt.

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