Warum ich nicht glücklich werden will
Es wird besser werden. Jeder hat diesen Spruch schon einmal gelesen oder selbst zu jemanden gesagt. Klingt doch auch gut und positiv. Ich meine, was würden wir auch machen ohne unsere Hoffnung in einer schweren Zeit. Klammern wir uns nicht regelrecht an Sätze, die uns vom glücklich werden erzählen? In diesem Moment befindet man sich vielleicht im Tiefpunkt. Doch danach wird es sicherlich mit der Zeit wieder besser werden. Manchmal kommt es mir so vor, als würde das Sagen dieser Sätze die Illusion hervorrufen, dass das Leben geradlinige nach oben verlaufen würde. Als ginge es nur darum einen Berg erklimmen zu müssen, auf dessen Spitze man sich dann für immer ausruhen kann. Denn impliziert dieses „Besser werden“ nicht auch, dass alles davor minderwertig und nur Zwischenschritt zum eigentlichen Ziel ist?
Dieses Ziel ist dabei der Wunsch glücklich zu sein. Für wie viele ist, dass das höchste aller Ziele oder sogar der Sinn des Lebens? Man sagt sich, morgen wird ein besserer Tag und irgendwann wird alles wieder gut sein. Und heute steht man da. Nassgeregnet, ausgelaugt und ist zu müde, um die nächsten Höhenmeter zu erklimmen. Wenn sich das Leben ansteigend verbessert, warum ist man dem Ziel dann so weit entfernt?
Vielleicht stand man aber auch schon auf dem Berg. Alles im Leben hat sich richtig und zufriedenstellend angefühlt. Doch für wie lange hat dieses Gefühl angehalten? Niemand will darüber nachdenken, dass die Zukunft nicht besser wird, sondern das unerwartet etwas schiefgehen könnte. Dass man in zehn Jahren doch nicht so viel glücklicher ist, als man sich das immer vorgestellt hat. Niemand will davon ausgehen, dass sich das Leben in eine negative Richtung ausrichten könnte.
Letztendlich wird nicht alles einfach immer besser. Falls doch, dann gehört meistens viel Mitarbeit dazu und nicht nur Zeit. Andererseits wird auch nicht immer alles Schlechter. Vielleicht wäre es richtiger zu sagen, dass es immer weitergeht. Egal, wie schwer eine Zeit ist, sie wird vorbei gehen. Egal, wie zufrieden du mit deiner momentanen Situation bist, sie wird nicht für immer anhalten. Ob sich allerdings immer wieder alles zum Guten wendet, kann niemand vorhersagen.
Glück findet sich in kleinen vergänglichen Momenten und ist kaum ein Dauerzustand, in den man irgendwann für immer gelangt. Dementsprechend verläuft die Linie des Lebens mal nach oben wie nach unten. Mehr noch, kann sie sich verzweigen und so viel mehr sein als lediglich positiv oder negativ. Dementsprechend ist man vielleicht gerade an einem dieser vielen Hochpunkte oder es geht bald wieder bergauf.
So oder so ist es deshalb nicht meine Hoffnung irgendwann dauerhaft glücklich zu sein, wenn ich bestimmte Ziele erreicht habe und meinen vermeintlich einzigen Berg erklommen habe. Denn ist man nicht immer auf der Suche nach mehr? Ich will nicht glücklich werden, ich will glücklich mit meiner momentanen Situation sein. So gut es eben geht und wenn mir das schwerfällt, dann ist es das auch mal in Ordnung. Vielleicht befinde ich mich dann an einem der vielen Tiefpunkte, von denen aus es wieder bergauf gehen kann. Allerdings kann ich das nicht zwangsläufig von der Zukunft erwarten. Ich kann mir Ziele setze, an denen ich jetzt anfange zu arbeiten. Doch, wenn ich sie erreicht habe, eröffnet sich mir wahrscheinlich wieder der Blick auf einen neuen Berg am Horizont, den es zu besteigen gilt.
Glaubst du an dauerhaftes Glück oder siehst du das Leben Auf- und Abgehen wie ich? Teile deine Gedanken dazu gerne in den Kommentaren.
Kommentare
Angelina
Glück bedeutet für mich in schwierigen Momenten und Situationen etwas positives zu finden, seinen Blickwinkel zu ändern, um das Leben zu verstehen und im täglichen kleinen Glücksmomenten zu bleiben.
Glück ist das Ziel des Lebens. Es ist ein Weg den wir gehen, um zu lernen das Glück sich überall findet, wenn man mit offenen Augen und wach durchs Leben geht.
Madeline
Das ist eine wirklich schöne Vorstellung von Glück, in der sehr viel Wahrheit steckt!