Deutsche Nationalbibliothek Leipzig
Teatalk

Ahnungslose Abenteuer im Erstsemester – Teil 2

Fehlende Registrierung, Bahnstreik und eine verpasste Campusführung

War der erste Tag in Leipzig in meinem Erstsemester mit meinen kaputten Heizungen, der aussichtslosen Platzsuche in der Bibliothek und dem Straßenbahnausfall nicht ganz so gut verlaufen, stand ich doch am nächsten Tag mit neuem Tatendrang auf. Über die Geschehnisse vom vorherigen Tag konnte ich schon nur noch lachen. Immerhin war das erst mein allererster Tag in Leipzig gewesen und es lagen noch so viele Herausforderungen vor mir.

Zweiter Anlauf

Für heute Morgen hatte ich mir vorgenommen, bei einer Führung in der Nationalbibliothek mitzumachen. Die Uni Seite hatte mich zu der Veranstaltungsseite der Bibliothek weitergeleitet, wo ich mit etwas Glück noch ein Ticket buchen konnte, bevor mich das nicht vorhandene Internet in meiner Wohnung wieder im Stich ließ.

Mit einem Regenschirm in der Hand machte ich mich nach draußen in das Unwetter auf und fand zu meiner Erleichterung schnell in die richtige Bahn. Nach einer halbstündigen Fahrt, in der ich nur einmal von einem Busfahrer beim Umstieg angemeckert worden war, war ich froh halb durchnässt in den Eingang der Bibliothek treten zu können.

Deutsche Nationalbibliothek Leipzig
Deutsche Nationalbibliothek

Ein Ticket ist nicht genug

Dort sah mich ein Mann erwartungsvoll an und ich zeigte ihm schnell mein Ticket für die Führung vor. Dieser runzelte nur die Stirn und fragte mich, wo denn meine Tagesreservierung sei. Naja, in meiner Hand, dachte ich und verstand gar nicht, worauf er hinauswollte. Mit einem Seufzen erklärte er mir schließlich, dass man sich wegen Corona im Internet ein Ticket buchen musste, um die Bibliothek überhaupt erst betreten zu dürfen und danach nochmal extra eins für eine der Führungen.

Resignation erfüllte mich, war ich den Weg wohl umsonst gefahren. Die Uni Seite hatte einen direkt zur Veranstaltungsseite weitergeleitet und ich war froh gewesen, schnell noch darüber ein Ticket buchen zu können. Ich war gar nicht auf die Idee gekommen, nochmal auf die Hauptseite zu klicken. Da in der darauffolgenden E-Mail auch nichts weiter stand, hatte ich angenommen alles richtig gemacht zu haben.

Ich wäre nicht die Erste, der das passiert sei, versuchte mich der Mann in tröstender, aber auch leicht genervter Tonlage aufzumuntern. Dass man es aber auch richtig machen konnte, zeigte mir ein Mädchen in meinem Alter, dass kurz darauf hereinspaziert kam und im Gegensatz zu mir beide Tickets vorzeigen konnte. Für mich gab es allerdings keinen Weg rein, sondern nur wieder raus in den Regen. Da hatte mich meine ahnungslose Neuheit in dieser Stadt wohl wieder ausgespielt.

Wieder wärmer ums Herz

Wieder Zuhause angekommen, kam im Laufe des Tages ein Handwerker vorbei und reparierte meine Heizungen, sodass ich zumindest in meiner Wohnung nicht mehr frieren musste. Überhaupt zauberte er mir ein Lächeln ins Gesicht. Er unterhielt sich noch ein bisschen mit mir und gab mir Tipps, wie man am effizientesten heizen konnte. Nur stellte er leider auch fest, dass der eine Heizkörper gefährlich daneben hang, weshalb ich den Hausmeister schon wieder anrufen durfte.

Tippfehler mit Folgen

Auch für den Donnerstag in dieser Woche hatte ich mir etwas vorgenommen und mich für eine der Campusführungen in der Uni angemeldet. Darauf hatte ich mich am meisten gefreut. Besonders, weil ich schon von ein paar anderen gehört hatte, wie schnell man dort mit anderen Studenten ins Gespräch kommen konnte. Den Tag zuvor hatte ich schon an den Infotafeln an den Haltestellen der Straßenbahnen zur Kenntnis genommen, dass heute ein Streik von 15 bis 19 Uhr stattfinden würde und keine der Bahnen in dieser Zeit fahren würden.

Kein Problem, dachte ich, da ich dann von meiner Führung, die um 11 Uhr begann, schon längst wieder zurück sein würde. Voller Zuversicht auf den heutigen Tag machte ich mich also pünktlich zur Haltestation auf und wartete. Und wartete. Keine Bahn kam.

Ich lief zur nächsten Station und las auf der Infotafel, dass die Bahnen heute von 3 bis 19 Uhr nicht fahren würden. Mittlerweile war es kurz vor 11 Uhr und eine Sache der Unmöglichkeit, dass ich es noch rechtzeitig zur Führung schaffen würde. Die einzige Möglichkeit war dort hinzulaufen und dass hätte eine ganze Stunde gedauert.

Hatte ich bis jetzt über alles lachen können, was mir passiert war, resignierte ich nun doch endgültig. Leipzig machte es mir nicht einfach, einen guten Start zu finden, egal wie sehr ich mich auch bemühte. Aber vielleicht lag es auch einfach an meiner Unwissenheit, die ich nur ablegen konnte, wenn ich Fehler machte und aus ihnen lernte.

Wie dem auch sei, für diese Woche hatte ich genug davon und der Gedanke den ganzen Tag in meiner Wohnung rumzusitzen, wo mir als einzige Beschäftigung mein dickes Fantasy Buch blieb, hellte meine Stimmung auch nicht sonderlich auf. Immerhin war das schon meine Beschäftigung in den letzten Tagen gewesen.

Dann eben zu Fuß

Also rief ich eine meiner Freundinnen an, die ich morgen eh besuchen fahren wollte. Ihr ging es ähnlich wie mir, nur saß sie in einer anderen Stadt in ihrer Wohnung fest. Während ich im Sprühregen an meiner leeren Haltestation stand, klagte ich ihr also mein Unglück und wir beschlossen schlussendlich, dass ich auch schon einen Tag eher zu ihr fahren konnte.

Also packte ich meine Sache und lief durch den Regen die 5 Kilometer bis zum Bahnhof. Nur um dort nach einer Stunde Fußweg festzustellen, dass mein Zug sich wegen technischen Störungen verspäten würde. Aus einem Impuls heraus sprintete ich schließlich zu einem anderen Zug, der zwar länger brauchen würde, aber pünktlich abfuhr. Immerhin war diese Handlung richtig gewesen, wie sich später herausstellte. Denn mein eigentlicher Zug fiel letztendlich ganz aus.

Café mit Freunden Jena

Ahnungslos allein?

So ließ ich die Woche mit meinen altbekannten Freunden in vertrauter Atmosphäre ausklingen und konnte die Erlebnisse in Leipzig sacken lassen. Immerhin wurde mir bei Gesprächen mit den anderen schnell klar, dass es uns allen ganz ähnlich ging. Bei niemanden lief alles gut. Jeder hatte mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Nie hätte ich gedacht, dass dieser Neustart so anstrengend werden würde und dass so viele Vorhaben schiefgehen konnten. Klar, kann alles nicht reibungslos verlaufen, aber mit dieser Blindheit hatte ich nicht gerechnet. Aber so ist das Leben anscheinend nun mal im Erstsemester. Verwirrend und ahnungslos. Aber zumindest kein bisschen langweilig.

Falls es dir ähnlich geht und du auch so ahnungslos dein erstes Semester beginnst, hoffe ich, dass dir meine Erlebnisse gezeigt haben, dass uns allen der Neustart nicht leichtfällt. Gerne kannst du auch deine eigenen Erfahrungen in den Kommentaren teilen. Einmal von der Seele geschrieben und mit ein bisschen Abstand betrachtet, sind die meisten Erlebnisse auch eigentlich gar nicht so schlimm, wie sie sich im ersten Moment angefühlt haben.

Kommentare

  • Celöna

    Deine beiden Blogbeiträge fassen einfach nur zu gut zusammen, wie der Alltag eines Erstis ausschaut, der gerade frisch aus dem gewohnten zu Hause aus- und in die erste eigene Wohnung umgezogen ist. Mir erging es ähnlich.
    Die Wohnungssuche hat einem jegliche Hoffnung genommen, waren die Wohnungen entweder viel zu teuer, schnell vergriffen oder so klein, dass man gerade so ein Bett und einen Minikühlschrank hätte hineinstellen können… Naja oder alles drei zusammen. Glücklicherweise hab ich mittlerweile eine Wohnung ergattert, bei der allerdings bei Wohnungsübergabe festgestellt wurde, dass bei den zuvor durchgeführten Bauarbeiten Beton in die Toilette gekippt wurde, der sich natürlich dort verfestigt und festgesetzt hat. Es folgten eine Reihe von Telefonaten, bis ich dann endlich nach drei Wochen einen neuen Klokörper eingebaut bekam. Dazu kamen ellenlange Wartezeiten in gewissen Telefonhotlines aufgrund meines DSL- und Fernseh-Anschlusses. Vier Mal habe ich die Verträge storniert und gewechselt, bis ich endlich eine Firma gefunden habe, die mir auch wirklich Internet und TV liefern konnte. (Scheinbar ist der Anschluss meiner Wohnung etwas komisch, I don´t know 😊) Jedenfalls hatte ich in der Zwischenzeit nie wirklich die Möglichkeit, mich online über meine Unisachen, wie etwa die Module, zu informieren, da mein Datenvolumen mehr als nur aufgebraucht war und so blieb mir nichts anderes als zu hoffen, dass ich nichts verpassen würde.
    Zu meinem Glück haben wir uns den einen Tag mit noch zwei anderen Erstis getroffen, die ein bisschen mehr Ahnung von allem hatten und schließlich Licht ins Dunkle bringen konnten. Probs gehen raus ;D

    • Madeline

      Oh ja, wie sehr ich das nachempfinden kann! Die Wohnungssuche und dann noch die ganzen Verträge können einem echt jegliche Nerven rauben, bevor man überhaupt anfängt zu studieren. Vor allem das fehlende Internet war auch lange ein Problem bei mir, besonders weil wir ja jetzt viele Vorlesungen online haben. Aber das schlimmste haben wir jetzt denke ich geschafft und sind hoffentlich nicht mehr ganz so ahnungslos! 😀

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